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Sonntag, 14. Dezember 2014

Mangelndes Zutrauen


Geschichte der Bildung und Erziehung zeigt sich gewöhnlich in Geschichten negativer Anpassung. Nicht individuelle Auseinandersetzung mit Gegebenheiten, um sich damit zu arrangieren, sondern Anpassung an Vorgegebenes, um sich selbst gemäß einzuordnen.
Gebote und Verbote, Anordnungen, Weisungen, Erlasse und Verordnungen, Regeln und Gesetze oganisieren Gemeinschaften. Individuelle Entwicklung wird zu „Jedermanns Besten“ gesteuert. Jeder folgt Anordnungen, um sich ein- und unterzuordnen. Alles geht seinen festgelegten Gang.
Unterrichtliche Disziplinierungen bereiten Jugendliche vor, bis sie alt genug sind, um Geld zu verdienen. Geld wird zum existentiellen Leitmotiv. Erfolg und Macht bemessen sich am angehäuften Kapital, Leistung an erworbenen Titeln oder Auszeichnungen.
Erziehen wird als Regulieren durch Disziplinieren verstanden. Bewährte Maßnahmen werden von Generation zu Generation mehr oder weniger modifiziert übernommen. Eltern, Lehrer, Ausbilder haben das Sagen. Deren Grundsätze gelten gewöhnlich als Wegweiser der eigenen Existenz.
Doch jedes Individuum hat natürlicherweise die Freiheit, sich zu wehren, um sich einer vorgemerkten Gangart zu widersetzen. Deshalb läuft längst nicht alles nach Plan. Aber um wirklich erfolgreich Widerstand zu leisten, bedarf es hoher Begabung, überragender Intelligenz, großen Talents, reichlich Kraft durchzuhalten und vor allem viel Glück. Es bedarf der richtigen Leute, zur rechten Zeit, am richtigen Ort! (kairós).
So hilfreich der günstige Augenblick eines glücklichen Zufalls auch sein mag, es bleibt ein Moment des je eigenen Weges, den jeder für sich selbst gehen muss. Und auf diesem Weg liegen viele Stolpersteine erfahrener Bildung und Erziehung.
Einer der größten Stolpersteine ist das durch ständiges Gehorchen geschwächte Selbstvertrauen. Viele versagen aus Versehen. Sie sehen nicht ihre natürlichen Gaben und Begabungen. Es hat sie niemand gelehrt, nur auf das zu schauen, was das eigene Wesen eingibt, um diesen Eingebungen unerschrocken zu folgen.
Was auch immer als Geschick hervorscheint, gemeinsam bleibt allen Wesen, auch den unerschrockensten. Die Hörigkeit, das Konventionen Unterwerfen, hemmt vor allem Schöpferisches. So hält sich jeder Autor aus Anstand bei bereits Gedachten auf und vergisst dabei oft wesentliche eigene Gedanken.
Durch Zitieren von Althergebrachten bezeugte Ehrerbietungen hindern nicht nur zügiges Durchkommen zum Eigenen, sondern lähmen auch schöpferische Kräfte. Nicht von ungefähr verweist vor allem Platon auf die reiche Quelle eigenen inneren Schaffens. Er verweist unermüdlich darauf, dass alles Wesentliche, das wir je erkennen können, in uns verborgen liegt und darauf wartet entborgen zu werden.
Es ist die innere Stimme limbische Intuition, die uns das für uns Wesentliche offenbart.
Kontemplativ intuitiv vermittelt sie jene Texte, welche für uns wichtig sind. Sie gibt uns auf, diese spontan aufzuschreiben, damit sie uns nicht sogleich entschwinden und verloren gehen, vorausgesetzt erziehungsbedingtes, mangelndes Zutrauen zur eigenen schöp­ferischen verhindert unmittelbares Empfangen nicht.


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