Geschichte der
Bildung und Erziehung zeigt sich gewöhnlich in Geschichten negativer
Anpassung. Nicht individuelle Auseinandersetzung mit Gegebenheiten,
um sich damit zu arrangieren, sondern Anpassung an Vorgegebenes, um
sich selbst gemäß einzuordnen.
Gebote und Verbote, Anordnungen, Weisungen,
Erlasse und Verordnungen, Regeln und Gesetze oganisieren
Gemeinschaften. Individuelle Entwicklung wird zu „Jedermanns
Besten“ gesteuert. Jeder folgt Anordnungen, um sich ein- und
unterzuordnen. Alles geht seinen festgelegten Gang.
Unterrichtliche Disziplinierungen bereiten
Jugendliche vor, bis sie alt genug sind, um Geld zu verdienen. Geld
wird zum existentiellen Leitmotiv. Erfolg und Macht bemessen sich am
angehäuften Kapital, Leistung an erworbenen Titeln oder
Auszeichnungen.
Erziehen wird als Regulieren durch Disziplinieren
verstanden. Bewährte Maßnahmen werden von Generation zu Generation
mehr oder weniger modifiziert übernommen. Eltern, Lehrer, Ausbilder
haben das Sagen. Deren Grundsätze gelten gewöhnlich als Wegweiser
der eigenen Existenz.
Doch jedes Individuum hat natürlicherweise die
Freiheit, sich zu wehren, um sich einer vorgemerkten Gangart zu
widersetzen. Deshalb läuft längst nicht alles nach Plan. Aber um
wirklich erfolgreich Widerstand zu leisten, bedarf es hoher Begabung,
überragender Intelligenz, großen Talents, reichlich Kraft
durchzuhalten und vor allem viel Glück. Es bedarf der richtigen
Leute, zur rechten Zeit, am richtigen Ort! (kairós).
So hilfreich der günstige Augenblick eines
glücklichen Zufalls auch sein mag, es bleibt ein Moment des je
eigenen Weges, den jeder für sich selbst gehen muss. Und auf diesem
Weg liegen viele Stolpersteine erfahrener Bildung und Erziehung.
Einer der größten Stolpersteine ist das durch
ständiges Gehorchen geschwächte Selbstvertrauen. Viele versagen aus
Versehen. Sie sehen nicht ihre natürlichen Gaben und Begabungen. Es
hat sie niemand gelehrt, nur auf das zu schauen, was das eigene Wesen
eingibt, um diesen Eingebungen unerschrocken zu folgen.
Was auch immer als Geschick hervorscheint,
gemeinsam bleibt allen Wesen, auch den unerschrockensten. Die
Hörigkeit, das Konventionen Unterwerfen, hemmt vor allem
Schöpferisches. So hält sich jeder Autor aus Anstand bei bereits
Gedachten auf und vergisst dabei oft wesentliche eigene Gedanken.
Durch Zitieren von Althergebrachten bezeugte
Ehrerbietungen hindern nicht nur zügiges Durchkommen zum Eigenen,
sondern lähmen auch schöpferische Kräfte. Nicht von ungefähr
verweist vor allem Platon auf die reiche Quelle eigenen inneren
Schaffens. Er verweist unermüdlich darauf, dass alles Wesentliche,
das wir je erkennen können, in uns verborgen liegt und darauf wartet
entborgen zu werden.
Es ist die innere Stimme limbische Intuition, die
uns das für uns Wesentliche offenbart.
Kontemplativ intuitiv vermittelt sie jene Texte,
welche für uns wichtig sind. Sie gibt uns auf, diese spontan
aufzuschreiben, damit sie uns nicht sogleich entschwinden und
verloren gehen, vorausgesetzt erziehungsbedingtes, mangelndes
Zutrauen zur eigenen schöpferischen verhindert unmittelbares
Empfangen nicht.
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