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Samstag, 20. Dezember 2014

Kind werden


Kindlich spielerisches Verhalten ist flexibel und spontan. Kindliches Verhalten organisiert sich aus dem Augenblick heraus. Kindliches Verhalten unterscheidet sich nicht vom intuitiv schöpferischen Verhalten.


Alte, sehr erfolgreiche Künstler oder Philosophen behaupten nicht selten von sich, dass sie Kind geblieben sind. Was sie so beweglich hält, das ist vor allem eine hoch empfindliche Organisation ihres Kurzzeitgedächtnisses.


Wenn der Schutzgeist nicht allein Kinder begleiten soll, dann müssen Erwachsene sich so weit sensibilisieren, dass sie ihn überhaupt wahr nehmen können. Das bedeutet vor allem, den Kurzspeicher des Gedächtnisses zu erhöhen, um das Bewusstwerden zu beschleunigen bzw. zu verkürzen. In der Praxis geschieht das durch Beschleunigen neuronaler Transmissionen, und zwar durch neurosystemisches Üben des Gedächtnisses.

Um das zu erklären, sei „langatmiges“ Vorgehen eines sinnierenden Philosophen und das „kurzatmige“ Wortfindung eines komponierenden Künstlers verglichen.
Philosophen verbrauchen mehr Text als Dichter. Das liegt gleichsam an der „Haft-fähigkeit“ des Gedächtnisses.
Komprimierte Gedanken eines Gedichts sind neuronal sehr viel anfälliger und somit flüchtiger als komplexes philosophisches Denken. Das wird sogar durch unterschiedliche Satzlängen sinnlich vernehmbar.

Der philosophische Gedanke verbraucht sehr viel mehr Text als der dichterische. Je mehr Text aber verbraucht wird, um so weniger Bilder erzeugt die Fantasie und umgekehrt: je weniger Text, um so mehr Bilder!

Um zu provozieren, könnte man philosophische Aussagen wie den Satz der Identität „a = a“ oder die metaphysiche Setzung „Wesen ist das Sein des Seienden.“ nennen. Diese Kurzfassungen erscheinen sehr abstrakt und offensichtlich bilderarm. Genau das aber trifft nicht zu. „Sein des Seienden“ gehört zu den bilderreichsten Ausdrücken, über die wir verfügen, denn dieser umfasst alle Möglichkeiten der Anschauung schlechthin.

Dichtung und Metaphysik begegnen sich anschaulich im Raum hoher Abstraktion. Entsprechendes geschieht vergleichsweise in den Werken abstrakter Kunst.
Hieraus lässt sich wahrscheinlich folgern, dass man dem Schutzgeist am ehesten in künstlerisch abstrakten Innenräumen der Seele begegnen kann.


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